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10 Jahre Pfarreiengemeinschaft – Wenn Pfarrer und Seelsorger in kirchlichen Gemeinden Mangelware werden, dann entstehen Konstrukte, gefüllt mit notwendigem Engagement von Laien, um zu überleben: Vor zehn Jahren haben sich die Gemeinden Ebern, Jesserndorf und Unterpreppach zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammengeschlossen. Zum Jubiläum lud Pater Rudolf Theiler zu einem Festakt ein.

Ebern – Was sind schon 10 Jahre? „Für die Institution Kirche ist das ein Wimpernschlag, denn dort wird in Jahrhunderten gedacht“, formulierte es Dekanatsreferent Günter Schmitt bei seinem Grußwort am Donnerstabend in der Frauengrundhalle in Ebern. Dort waren Männer und Frauen aus vielen Ortschaften rund um Ebern zusammengekommen, die seit gut zehn Jahren im christlichen Glauben einen gemeinsamen Weg gehen. Unter dem Motto „Gemeinsam unterwegs“ schlossen sich damals die Kirchengemeinden Ebern, Jesserndorf und Unterpreppach zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammen. Auch wenn es noch „ein kleiner Geburtstag“ sei, so lud Stadtpfarrer Rudolf Theiler trotzdem alle Mitchristen zu einem Festabend nach Ebern ein.

Er selbst durfte sich damals ins gemachte Nest setzen. „Pfarrer Badum hat das ja alles noch mitorganisiert“, erinnerte sich Theiler an die Gründungsphase. Dieser ließ seiner ehemaligen Gemeinde die besten Grüße ausrichten. Just in dem Moment der Feierstunde landete sein Flugzeug aus Indien in Frankfurt. Er ist mittlerweile im Spessarttal tätig. Aus der Not heraus ist er damals die Gründung einer Pfarreiengemeinschaft zusammen mit den Christen angegangen. „Pfarreiengemeinschaften sind Notkonstruktionen“, erläuterte es Festredner und Diplom-Theologe Rudi Wagner, „um dem rar werdenden Bodenpersonal des lieben Gottes Rechnung zu tragen.“

Gab es im Jahr 1950 rund um Ebern noch fünf Pfarrer und 23 Ordensschwestern, waren es im Jahr 2010 nur noch zehn Pfarrer im ganzen Dekanat Ebern – doch die Anzahl an Aufgaben blieb fast unverändert. Der Kernsatz der Würzburger Synode aus dem Jahr 1975 zeichnete schon damals die künftige Denkrichtung auf: „Aus Gemeinden, die sich versorgen lassen, müssen Gemeinden werden, die ihr Leben verantwortlich selbst mitgestalten“, zitierte Herbert Becker aus der Synode. Die Christen aus Ebern, Unterpreppach und Jesserndorf krempelten die Ärmel hoch und packten ihre Zukunft an: „Die Menschen wollten damals selbst konkret an den Plänen mitarbeiten“, weiß Günter Schmitt noch, „so ist auch ,unsere‘ Sache heute noch Ihre Sache.“

„Nur gemeinsam sind wir stark“, ist ein passendes Sprichwort für die Tatsache, die am Donnerstag in der Frauengrundhalle gefeiert wurde. Der evangelische Pfarrer Bernd Grosser griff diese Worte in seiner Grußrede auf: „Wie kann man gewinnen? Nur wenn man gemeinsam spielt“, machte er deutlich und spitzte die Angelegenheit in Richtung ökumenischer Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden zu: „Aber wir wollen nicht am Spielfeldrand stehen, sondern wir wollen mitspielen. Bislang haben wird das sehr gerne gemacht.“ Sowohl er, als auch Pfarrer Hans Körner „treten“ bei vielen Veranstaltungen auch außerhalb des kirchlichen Rahmens immer wieder gemeinsam auf. „Du bist kollegial und unkompliziert“, lobte Pfarrer Hans Körner seinen Kollegen Rudolf Theiler, „da fällt einem die Ökumene leicht.“

„Partnerschaftlich“ ist auch in der Pfarreiengemeinschaft „Gemeinsam unterwegs“ das Verhältnis zur Politik respektive zum Bürgermeister und der Stadt Ebern. Hat der amtierende Bürgermeister Jürgen Hennemann, SPD, extra für den Festakt seine Stadtratssitzung verschoben, saß im Publikum doch Altbürgermeister Robert Herrmann, CSU, der an diesem Tag seinen 67. Geburtstag feiern durfte. „Danke, dass wir so gut aufgenommen werden“, sagte Pater Rudolf Theiler zu den Politikern. Doch die kirchliche Arbeit ist auch für die Stadtgemeinde nicht umsonst: „Die Pfarreiengemeinschaft wurde zwar aus der Not geboren, doch hat sie sich hin zu einem erfolgreichen Miteinander entwickelt. Überall gibt es aktive Gemeinden, viele, die ehrenamtliche engagiert sind und große Stücke in gemeinsamer Arbeit leisten“, sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann erfreut.

Allein mit Grußworten und Rückblicken wollte Pater Rudolf Theiler den Festakt zum zehnjährigen Geburtstag seiner Pfarreiengemeinschaft aber nicht füllen. Diplom-Theologe Rudi Wagner aus Bamberg, ein „Landsmann“ von Theiler, sollte den Mitgliedern der Pfarreiengemeinschaft eine kleine Festrede bieten. Bereits zu fortgeschrittener Stunde kündigte er einen Vortrag von einer guten halben Stunde an. Mit seinen Inhalten und Meinungen traf er aber den Nagel auf den Kopf. Warum? Weil er die biographischen Voraussetzungen hat, um Angelegenheiten in der katholischen Kirche einfach anders sehen zu können. Rudi Wagner wurde 1972 zum Priester geweiht und beendete Ende der 80er Jahre, mit der Heirat seiner Frau, sein „Insider-Dasein“. Spannend war es für ihn, die Kirche von nun an von außen zu betrachten.

„Die Abstinenz vom Gottesdienst ist manchmal eine ganz ehrliche Lösung“, erzählte er überzeugt aus all seinen Erfahrungen. Und natürlich nahm er die Einladung zum evangelischen Abendmahl an, denn nicht die Kirche lade ein, „sondern der Herr lade ein“, so Wagner. Er sprach auch von Grenzen in der Kirche, die heutzutage einfach überschritten werden und niemand danach frage. Und von Dingen, die einfach starr sind: „Die Gläubigen tolerieren auch partnerschaftlich lebende Priester“, stellte Wagner dar. Bei seiner Beratungstätigkeit in der Agentur für Arbeit habe er viele ehemalige Priesterkollegen getroffen, die nicht mehr „mitarbeiten dürfen“: „Wir hätten zusammen eine ganze Diözese versorgen können. Es ist schade, wie da die Charismen vergeudet werden.“ Eine Erfahrung, die den Christen der Pfarreiengemeinschaft „Gemeinsam unterwegs“ nicht fremd ist. Rudi Wagner bekam großen Applaus, rundete den Festakt passend ab und gab für die nächsten zehn Jahre der Pfarreiengemeinschaft viele gute Impulse mit auf den Weg.

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