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Einen besonderen Gottesdienst feierten Eberns Katholiken am Sonntag: Pater Richard Pfletschinger wurde in den Ruhestand verabschiedet, für Kirchenpfleger Albert Kuhn gab es die höchste Auszeichnung der Diözese.

Ebern – Er wird der Gemeinde fehlen, und zwar gleich an mehreren Ecken und Enden: Der langjährige Seelsorger Pater Richard Pfletschinger wurde am vergangenen Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes zum Pfarrfest von den Ebernern verabschiedet. Pfletschinger hatte über zehn Jahre als mitarbeitender Priester gearbeitet, war zuständig für die Senioren, den Caritasförderverein und hat viele Beerdigungen und Gottesdienste gehalten. Der Pallottinerpater hatte zum 31. Mai aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst beendet. Generalvikar Thomas Keßler hatte dem 80-Jährigen kürzlich in einem Schreiben für die langjährigen guten und treuen Dienste gedankt (die Neue Presse berichtete).

Richard Pfletschinger wurde 1938 in Eislingen an der Fils (Diözese Rottenburg-Stuttgart) geboren. Nach der Volksschule erlernte er den Beruf des Industriekaufmanns, erwarb 1962 im Spätberufenenseminar der Pallottiner sein Abitur und trat im gleichen Jahr in Untermerzbach in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Es folgten Noviziat sowie Studium der Theologie und Philosophie in Vallendar. Am 21. Juli 1968 empfing Pfletschinger in der Zwölf-Apostel-Kirche der Pallottiner in Augsburg-Hochzoll die Priesterweihe. Danach absolvierte er in Friedberg bei Augsburg ein Pastoraljahr und war zugleich Kaplan in Augsburg. 1975 kam er nach Untermerzbach, wo er bis 1994 als Verwalter im Herz-Jesu-Heim der Pallottiner wirkte. Außerdem war er für das Mitarbeiterwerk, Besinnungstage und Exerzitien zuständig.

1994 wurde der Pallottiner-Pater Seelsorger der Pfarrei Reckendorf und Kuratus von Gerach, von 1996 bis 2004 zudem Präses des Kreisverbandes Haßberge der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Von 2003 bis 2005 bekleidete er darüber hinaus das Amt des Prokurators für das damalige Dekanat Ebern. Seit 2009 war er als mitarbeitender Priester in Ebern und anfangs auch in der Pfarreiengemeinschaft Baunach-Lauter-Mürsbach-Gereuth tätig. Für seine tatkräftiger Mitarbeit und Unterstützung dankte ihm am Sonntag sein Priesterkollege Pater Rudolf Theiler, und auch die Gemeinde konnte beim anschließenden Pfarrfest „Vergelt’s Gott“ und „Lebewohl“ sagen.

Seit gut 40 Jahren ist Albert Kuhn schon für die Pfarrgemeinde St. Laurentius in Ebern tätig – ehrenamtlich. Ein so großes freiwilliges Engagement ist heute eine Seltenheit: Am vergangenen Sonntag überreichte ihm Pater Rudolf Theiler ihm daher mit der Ehrennadel die höchste Auszeichnung, die die Diözese an Ehrenamtliche zu vergeben hat. Der Eberner Stadtpfarrer war es auch, der Albert Kuhn in Würzburg für diese Ehrung vorgeschlagen hatte. Er weiß, wie wertvoll der 68-Jährige für seine Gemeinde ist – auf ihn kann man zählen, und das buchstäblich. Als „Mann vom Fach“ verwaltet der pensionierte Bankfachmann die Kirchenrechnungen, eine Aufgabe im Hintergrund, die umfangreicher ist, als man von außen sehen kann. Mehrmals wöchentlich gibt es Rechnungen zu begleichen, Ein- und Ausgaben zu verwalten. Rund 20 Girokonten laufen auf die Eberner Gemeinde, von der Kirchenmusik bis zu den Senioren, über Ministranten oder Pfarreijugend, auch Gebäude und Mieteinnahmen wie beispielsweise aus dem Benefiziatenhaus – die Rechnungen und Belege dazu für nur ein halbes Jahr füllen schon einen ganzen Ordner. Zu den regulären Ausgaben kommen die außerordentlichen Belastungen, der Wasserschaden im Pfarrhaus etwa, die Orgel muss repariert werden, kürzlich die eingeschlagenen Kirchenfenster, für die die Versicherung nicht gänzlich aufgekommen ist, auch neue Kniebänke braucht es. Eine großzügige Spende hilft hier weiter, denn insgesamt gibt es lange nicht mehr so viele Zuschüsse aus Würzburg wie früher. Gute Einnahme für die Gemeinde, die allerdings auch eine ganze Reihe an überörtlicher Spenden weitergibt, sind Kollekte und Klingelbeutel. Das übersteigt bei Weitem das jährlich geforderte Kirchgeld, bei dem die Zahlungsmoral nicht ganz so hoch zu sein scheint.

Am 23. April 1978 wurde Albert Kuhn erstmals in den Pfarrgemeinderat in Ebern gewählt. 27 war der Sparkassenangestellte da und gerade beschlossen, mit dem Fußballspielen etwas kürzer zu treten – was ihm schließlich Zeit fürs Ehrenamt beschert habe, die er zuvor einfach nicht hatte, wie er sagt. Kirchlich engagiert war Albert Kuhn schon seit seiner Jugend. „Bis zum 18., 19. Lebensjahr war ich Ministrant in Bramberg“, erzählt er. Pfarrgemeinderat in Ebern war er dann über zehn Jahre lang, bis 1988. Dann „wechselte“ er zur Kirchenverwaltung. Bis 2012 war Albert Kuhn dort tätig, stets mit großem Rückhalt der Gemeindeglieder ins Gremium gewählt. Von 2012 bis 2018 sei er dann „offiziell“ nicht in der Kirchenverwaltung gewesen, habe aber aufgrund einer Erkrankung des Kirchenpflegers in dieser Zeit die Verwaltungsaufgaben mitsamt fünf Jahresabschlüssen erledigt. Diese Aufgabe erfüllt der 68-Jährige seit November 2018 nun auch wieder offiziell – 606 Stimmen brachten ihm erneut einen Platz im Gremium und das Amt des Kirchenpflegers. Zusammengezählt sind das nun gut 40 Jahre, die Albert Kuhn ehrenamtlich für die Pfarrgemeinde St. Laurentius in Ebern tätig ist. Und es scheinen noch mehr zu werden: „Momentan ist es recht harmonisch und macht viel Spaß“, verrät Albert Kuhn. „Mammutaufgaben“, wie sie die Kirchrenovierung, Altaranschaffung oder der Pfarrzentrumsbau waren, stehen derzeit keine an.

Was nicht bedeutet, dass es nichts zu tun gäbe, im Gegenteil. Allein die Wallfahrt zum Jubiläum der St. Barbara-Kapelle am 14. Juli macht im Hause Kuhn einen weiteren Ordner voll. Ob Vereinbarungen mit der Stadt, notwendige Versicherungen, Anschaffung von T-Shirts, die Ehrungsliste, Liedfolge oder der Programmablauf – all dies muss organisiert werden, und Albert Kuhn macht es gerne. „Das ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit“, sagt er. Gleichzeitig weiß auch er, dass das längst nicht alle so sehen. Zeitraubende, ehrenamtliche Posten sind heute kaum noch zu besetzen, und so kann sich die Gemeinde glücklich schätzen, dass für ihren Kirchenpfleger 40 Jahre noch nicht genug sind. „Solange der Pfarrer da ist, mache ich weiter“, sagt Albert Kuhn und schmunzelt: „Wir sind schließlich der gleiche Jahrgang.“

 

Text: Tanja Kaufmann

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